2014.01 Indien – viele Menschen

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8 2014.01 Indien - viele MenschenIndien

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Indien ist ein Staat in Südasien, der den größten Teil des indischen Subkontinents umfasst. Indien ist eine Bundesrepublik, die von 28 Bundesstaaten gebildet wird und außerdem sieben bundesunmittelbare Gebiete umfasst.

Der Himalaya bildet die natürliche Nordgrenze Indiens, im Süden umschließt der Indische Ozean das Staatsgebiet. Indien grenzt an Pakistan, die chinesische autonome Region Tibet, Nepal, Bhutan, Myanmar (Birma) und Bangladesch. Weitere Nachbarstaaten im Indischen Ozean sind Sri Lanka und die Malediven.

Indien ist ein multiethnischer Staat und mit über 1,2 Milliarden Einwohnern (2011) nach der Volksrepublik China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Indien gilt, gemessen an der Einwohnerzahl, als größte Demokratie der Welt. Hinsichtlich der Landesfläche gehört es zu den zehn größten Ländern.
Quelle: Wikipedia

Lebenserwartung: Frauen: 68,7 Jahre; Männer: 66.38 Jahre; Durchschnitt: 67 Jahre (Quelle: http://www.welt-auf-einen-blick.de/bevoelkerung/lebenserwartung.php)

Freitag, 24.01.2014, Kathmandu – Darjeeling

Packen – leider immer noch den kompletten Bedarf von kalt bis warm. Und noch mal Motorrad. Auf dem Rücken knapp 24 kg, vor der Brust knapp 6. So knattern wir zum Busbüro – die prognostizierte Abfahrt ist 13:30 Uhr. Von dort laufen wir dann zur Bushaltestelle, die sich auf einer Müllwiese befindet. Warum die Frau neben mir nach dem Platz in der Kabine verlangt verstehe ich nicht. Ich bin frisch geduscht. Vielleicht kennt sie aber auch den Fahrer.

Wir sammeln weitere Leute auf und es folgt ein langes Getue bis zur eigentlichen Abfahrt. Unterwegs noch die nepalesische Version von Dixi Kloh – spätestens jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden.
Um 16:30 Uhr sind wir dann aus Kathmandu raus. Es gibt Chips und Wasser für jeden, unterwegs an irgendeinem Haus aufgesammelt.

In der Stadt fahren wir noch am Bauprojekt „Ring Road Kathmandu“ vorbei. Völlig uneigennützig unterstützt von China. Ein Bagger schaufelt Erde metertief auf einen Lkw – die Erde ist komplett durchsetzt mit Plastikmüll. Und wenn man versucht auch nur ein wenig Struktur in der Baustelle bzw. den Baustellen zu finden ist dies ein hoffnungsloses Unterfangen.

Dann der Checkpoint vor der Stadt. Obwohl ich dreimal in verschiedene Richtungen gefahren bin (Nordwesten für die Berge, Süden für den Nationalpark und heute Osten für Indien) wird jedes Mal die gleiche Straße aus Kathmandu benutzt. Kein Wunder, dass diese immer voll ist. Es werden Maiskolben, Popcorn und Chips im Bus angeboten. Schnell alle Verkäufer raus denn es gilt wieder teilzunehmen. Direkt nach dem Checkpoint ist der Startschuss. Mit Vollgas geht es die Berge runter, es muss aufgeholt werden. Laute Musik begleitet alle Mitfahrer und die Nachtfahrt gibt extra Punkte. Mein Verständnis für schnelles Fahren erreicht hier seine Grenzen. Irgendwann schlafe ich auch mal ein. Ich bin der einzige Tourist im Bus. Ein wenig beäugt werde ich von den anderen. Einschätzen der Mitreisenden ist schwierig. Neben mir ein Typ in Armeejacke, den ich frage, ob er auch zur Grenze fährt: „India?“, „India!“. Meinen kleinen Rucksack nehme ich vorsichtshalber zwischen die Füsse.

 

Samstag, 25.01.2014, Kathmandu – Darjeeling

Ungefähr alle drei Stunden stoppt der Bus. Um Mitternacht ist dann Fahrerwechsel. Erst positiv aufgenommen entpuppt sich der neue Fahrer als gut ausgeschlafen und sehr ambitioniert was die Ankunftszeit angeht. Es herrscht Nebel mit 20 bis 50 Metern Sicht. Stört aber keinen. Es gibt ja noch die Hupe und jede Menge Lichter von Lkw an denen man sich bestens orientieren kann. Mit Vollgas geht es durch die Nacht. Immer wieder kommen schlecht beleuchtet, mit Rohrzucker überladene Trekker entgegen. Die Tatsache, dass diese nachts fahren liegt wahrscheinlich an dem Bedarf von Fahrer und Traktor tagsüber auf dem Feld. Zwei von den Trekkern versperren die Weiterfahrtüber eine Brücke – diese werden glücklicherweise noch rechtzeitig gesehen.

Ich habe den non-stop Bus an die Grenze gebucht. Somit ist es auch nachvollziehbar, dass wir morgens irgendwo weit vor der Grenze anhalten und alle umsteigen müssen.

In Kakhaviri auf nepalesischer Seite angekommen helfen mir zwei Jungs aus dem Bus zur Grenze zu laufen. Irgendetwas stimmt nicht – es war die falsche Richtung. Also geht es alleine weiter. Vorne links geht es dann auch zur Grenze nach Indien. So laufe ich nach einem kurzen Stempel bei einem gelangweilten nepalesischen Grenzer über die Brücke.
Da bin ich nun in Indien. Zu Fuß über die Grenze zu laufen und dazu noch in ein so großes Land lässt einem weitaus mehr spüren, was gerade passiert. Der Nebel hüllt alles ein und so bewegen sich in einer gemächlichen Stille alle über die Grenzbrücke.

Am Ende der Brücke hat ein Soldat die Aufgabe alle ankommenden Touristen in ein großes Buch einzutragen bzw. eintragen zu lassen. Er bringt sich auch auf Platz eins des top rankings der sinnvollsten Fragen am Zoll bzw. der Zufriedenstellung mit sinnlosen Antworten: So fragt er mich, der ich gerade über eine Brücke von Nepal gekommen bin, und meinen Pass in den Händen haltend: „Where are you from?“ -„Nepal“.  „Australian“? „No, German“.

 

Auf nepalesischer Seite der Grenze ist dann ein LKW Stau wie auf der A5 bei Basel. Noch ein Stempel und mal wieder ein Einreiseformular beim indischen Immigration Office. Der ist wichtig, sonst gibt es bei der Ausreise richtig Probleme.

Die Fahrt geht weiter mit einem vollgepackten lokalen Bus zum Busbahnhof. Dort stehen jede Menge Jeeps parat. Ich suche mir einen aus und warte auf weitere Fahrgäste. Die erscheinen auch bald in Form von acht Studenten aus der Nähe von Kalkutta. Wir quatschen viel auf der Fahrt. Beim Pausenstopp laden sie mich auf einen Tee ein. Mit der Zeit macht die Fahrt alle platt – 78 km fast nur Serpentinen. Am Schluss redet auch keiner mehr. Ich habe jetzt neue WhatsApp Freunde.

Im Hotel ist erst mal Erholung angesagt. Ein Rundgang durch die nicht besonders schöne Stadt (weiß aber keiner der den gutklingenden und gut schmeckenden Tee bei uns trinkt) bringt mich zu einem Tempel auf einem Berg.

 

Nach einem kleinen Rundgang durch die Tempelanlage, in der ein paar Gläubige sind, geht es zurück. Ein Stück den Berg hinunter steht der Hindu-Meister des Tempels vor einem Schrein, den er gerade zum Abendgebet öffnet. Er bittet mich zu sich. Ich setze mich vor ihm. Er fängt an jahrhundertealte Hindu-Gebetssprüche zu sprechen und berührt dabei meine Hände. Ein kleines goldenes Döschen wird geöffnet, in ihm befindet sich heilige weiße Farbe, die hier im Tempel hergestellt wird. Einen weißen Punkt bekomme ich untermauert mit weiteren Gebetssprüchen auf die Stirn gemalt. Danach holt der Hindu-Meister noch einen heiligen Faden unter der Statue hervor und bindet mir diesen um den Arm. Alles untermauert mit einem freudigen Lächeln eines durch und durch in sich ruhenden Menschen.

Eine kleine Spende versteht sich von selbst und diese wandert auch direkt unter das Gewand der Gottheit, die in Form einer kleinen Statue in dem Schrein steht. Da das Geld noch zu sehen ist geht die Hand erneut zur Statue. Nach mir wird der Schrein wieder verschlossen. Der Hindu-Meister grinst zufrieden und bedankt sich nochmals im Namen des Hindu-Gottes.
Nach einem kleinen Rundgang durch die Tempelanlage, in der ein paar Gläubige sind, geht es zurück. Ein Stück den Berg hinunter steht der Hausmeister des Tempels vor einem Schrein, den er gerade öffnet, da dieser noch gereinigt werden muss. Er bittet mich zu sich. Ich setze mich vor ihm. Er fängt an irgendetwas zu brabbeln und berührt dabei meine Hände. Ein kleines Döschen mit weißem Inhalt, die Form bekannt von Schuhcreme von zu Hause und hier wahrscheinlich den selben Zweck erfüllend, wird geöffnet. Einen weißen Punkt bekomme ich untermauert mit weiterem Gebrabbel auf die Stirn gemalt. Danach holt der Hausmeister noch einen weißen Faden, den er zufällig noch unter der Statue der Gottheit findet, hervor und bindet mir diesen um den Arm. Alles untermauert mit einem freudigen Lächeln eines durch und durch an die hoffentlich folgende Gabe denkenden Menschen.

Diese versteht sich von selbst und wandert auch direkt unter das Gewand der Gottheit, die in Form einer kleinen Statue in dem Schrein steht. Da das Geld noch zu sehen ist geht die Hand erneut zur Statue und verwahrt ab diesem Zeitpunkt das Geld für die Gottheit in der Hosentasche des Hausmeisters. Nach mir wird der Schrein wieder verschlossen. Der Hausmeister grinst zufrieden und bedankt sich nochmals für sein Abendessen.

Welche Variante genau passiert ist, kann ich bis heute nicht sagen.

 

In der Stadt sind überall freundliche Menschen. Viele sind Nepalesen oder Tibeter bzw. Nachkommen von Tibetern. Das Abendessen ist dann das erste Essen seit dem Mittagessen gestern, dazwischen gab es Bananen, Chips und Gurken vom Markt, geschält im Hotel. Ich nehme das Abendessen mit einem deutschen Pärchen und einerälteren deutschen Frau ein, die mich dazu im Hotel eingeladen haben.

 

Sonntag, 26.01.2014, Darjeeling

Heute ist Nationalfeiertag in Indien anlässlich des Tages der Republik. Auf dem Festplatz findet eine Militär- und Polizeiparade statt, abgeschritten vom Gouverneur des Staates. Ich denke zwischenzeitlich ob es so gut ist hier zu sein, denn in dem Staat um Darjeeling herum und dem weiter nördlichen bestehen Unabhängigkeitsbestrebungen für den „Ghurka Staat“. Die Feierlichkeit verläuft ruhig, trotzdem verlasse ich diese vor Ende.

Nachmittags steht eine Fahrt mit der Eisenbahn an. Tickets gibt es beim Station Manager. Die Bahn ist eine wahre Besonderheit – erbaut 1881. Und die Lok ist sage und schreibe genauso alt. Der „Himalayan Bird“ ist ein wahres Schmuckstück alter Ingenieurskunst. Vor der Abfahrt wird noch mal richtig eingeheizt, alles geschmiert und alle beweglichen Teile kontrolliert. Kurz vor der Abfahrt höre ich meinen Namen am Bahnhof. Eigentlich ist hier niemand, den ich kenne. Außer den acht Studenten von gestern – alle begrüßen sich freudig, wir quatschen kurz und dann geht es für mich auch los mit der Bahnfahrt. Mit lautem Gedampfe werden zwei neuer erscheinende Waggons gezogen. Die Lok und die beiden Wagen ziehen sich eng an den Häusern vorbei. Teilweise fährt man so eng an den Läden vorbei, dass man auf die Theke greifen kann.

Ich bin mir nicht sicher ob alle Leute hier die Bahn so toll finden. Sie macht einen Höllenlärm, nicht nur durch das stetige Gepfeife und der Ruß ist von Feinstaub weit entfernt. Aus meinen Haaren kann ich immer wieder schwarze Aschepartikel ziehen.

In Ghoom, der Station bergabwärts, nach einer guten Stunde Fahrt, ist Pause und das kleine Museum kann besichtigt werden. Es gibt wohl eine Vereinigung der Eisenbahner und die hat diese Fahrt und Strecke zu den 20 außergewöhnlichsten Fahrstrecken der Welt auserkoren.

 

Der Heizer schmiert die Lok, eine Frau mit einem kleinen Mädchen sammelt große, teilweise noch warme Kohlestücke aus der Asche der Dampflok ein. Aus dem Tal kommt die Diesel-Lok-Variante und fährt als erstes auch talaufwärts aus dem Bahnhof. Es geht steil bergauf auf dem Weg zurück. Der Höhenunterschied wird durch sogenannte Loops – einfache Schleifen, die aufgrund der kleinen Spurbreite machbar sind – gemeistert. Somit wird in kurzer Zeit viel Höhe gewonnen.

Der Heizer sitzt auf der Rückfahrt neben mir. Er schaut auf das Display des Fotoapparates. Ich zeige sie ihm. Das typische kurze Nicken von rechts nach links folgt. Verwendet für „ja“, „in Ordnung“, „weiß nicht so recht“.

Unterwegs wird der Zug dann immer langsamer und bleibt plötzlich stehen. Es folgt keine Durchsage. Der Heizer kommt zurück und meint „problem“. Untermauert mit einem Gesichtsausdruck, wie wenn man davon spricht, dass ein über 130 Jahre alter Vogel Probleme hat. Im Wagen ist es stockdunkel. Es dauert ein bisschen. Alle sitzen gespannt im Wagen, ein paar wenige ausländische, sonst meist indische Touristen. Dann hört man den Dampf wieder zischen, ein Pfeifen folgt und der Heizer lächelt wieder. Sein Arbeitsplatz tuckert weiter.

 

Montag, 26.01.2014, Darjeeling – Siliguri

Morgens um fünf Uhr geht es zum Sonnenaufgang am Tiger Hill. Allerdings ohne Sonne, da diese sich hinter Wolken versteckt. Ein wenig skurril ist die ganze Sache auch hier. Wir, Fahrer und noch eine Touristin, sind mit die ersten und steigen in den großen Turm hinauf. Dort sind im dritten Stock mehrere Reihen von alten Sofas aufgestellt. Dies ist der „special place“. Hat ca. drei Dollar mehr gekostet. Vor allem von Vorteil sind die Fenster, die eine gewisse Winddichtigkeit herstellen. Sehr angenehm bei den kalten Temperaturen draußen. Nachts hat es gefroren. Unten, auf der freien Terrasse versammeln sich mehr und mehr Leute, der Parkplatz platzt vor Jeeps.

Die Wolken lichten sich und eine spektakuläre Sicht auf den Kangchenjunga (8.586 m) stellt sich ein. Und dann sind am Horizont noch drei kleinere Berge durch ein Loch in den Wolken zu entdecken. Der zweitkleinste ist der Mount Everest. Ganz in weiß, ca. 107 km entfernt. Als die Sonne dann schon ein bisschen weiter oben am Himmel ist sind alle schon weg und man ist alleine mit dem Aussichtsturm.

Beim Frühstück sitzt ein Neuseeländer mit seiner Mutter am Tisch. Er managed eine Firma in Kalkutta, in der Zwangsprostituierte jetzt Taschen nähen. Über 200 Mitarbeiterinnen hat die Firma, sein Gehalt wird von Spendengeldern aus Neuseeland finanziert.

Mittags geht es dann noch auf eine Teeplantage – Pflichtprogramm in Darjeeling. Es ist allerdings wenig bis gar nichts los, da gerade nichts angebaut wird.

 

Es heißt weiterreisen und so stelle ich mich nachmittags an den Straßenrand, der ins Tal führt. Ich möchte nach Siliguri fahren, langsam in Richtung Kalkutta. Mit mir wartet ein Ex-Army Mensch. Freundlich zeigt er dem nächsten Jeep-Taxi mit den Fingern eine „Zwei“. Ich gebe dem Fahrer meinen Rucksack auf das Dach und vergesse ganz zu schauen, wo ich überhaupt sitze. Hinten, sozusagen im Kofferraum des Jeeps. Da sitzt zwar schon eine dreiköpfige Familie, aber der Ex-Army Mensch und ich werden da auch noch reimgequetscht. So klebe ich an der Rückscheibe zusammen mit meinem kleinen Rucksack wo auch deutlich sichtbar schon viele andere vorher geklebt haben. Ich könnte natürlich die mir auf die Reise mitgegebenen Desinfektionstüchlein benutzen, um die Scheibe zu reinigen. Diese sind aber im Rucksack, der sicher noch auf dem Dach mitfährt. Immerhin ist permanent für frische Luft gesorgt, denn das hintere Fenster ist offen und lässt sich auch nicht schließen – kalter Fahrtwind im Gesicht.

 

Der Fahrer gehört zur Spitzengruppe. Hier wird alles gegeben. Ca. Anfang 20, Kapuzenpulli und Sonnenbrille passend zur Haarfarbe. Hinter uns der klassische Verfolger.

Er sieht zwar immer vor Augen die Stoßstange des Vordermanns, aber nie die vordere Stoßstange des ehemaligen Vordermanns im Rückspiegel. Er wird Verfolger bleiben. Deshalb verlieren wir ihn auch bald und rasen munter den Berg die Serpentinen hinunter. Immer wieder Stau, da auf der Straße kaum ein Jeep und ein Klein-Lkw nebeneinander passen.

 

In Ghoom steht dann die Dampflok mit dem Touristenzug. Der Heizer schmiert wieder die Lok, die Frau mit dem kleinen Mädchen sammelt wieder große Kohlestücke ein – wie wahrscheinlich jeden Tag. Die Bahn tuckert in der Diesel-Lok-Variante den Berg hinunter während paar Jungs auf den fahrenden Zug springen.

 

Wir sind 12 Leute – drei in der vorderen Reihe, vier auf der Rückbank und fünf hinten – für die Erinnerung, dies ist ein Jeep. Unterwegs ruft der Fahrer munter aus dem Fenster die Fahrtrichtung an umherstehenden Menschen und ich frage mich wo noch jemand hin soll. Kein Problem – die Tasche bei den vier Leuten auf der Rückbank unter die Füße und das Mädel links vom Fahrer platziert (hier wird auf der linken Seite gefahren und somit rechts gelenkt). Logenplatz. Der Fahrer will ja auch Spaß bei der Arbeit haben.

Die dreiköpfige Familie steigt aus dem Heckbereich aus. Ich bin ganz froh, denn dem Mädchen hat schon gewaltig der Reis vom Mittagessen an den Mandeln gekitzelt. Klasse, aufatmen. Bis ein Mann, den Kopf in ein Tuch eingehüllt, einsteigt und dann noch zwei Jungs. Berührungsängste hat hier auch keiner. Munter hält sich der Eine an meinem Knie fest. Wo auch sonst.

Wir kommen nach knapp drei Stunden in Siliguri an. Diese Fahrten sind immer extrem anstrengend. Die Straßen mit Schlaglöchern übersät, es wird Vollgas gegeben wo es geht und permanent gehupt.

Ich schnappe mir eine Rikscha. Der Fahrer, vor Abfahrt noch freudig gestrahlt über das gewonnene Geschäft,  kämpft sich am Rand der Straße im Gegenverkehr vor. Das Gewicht, dass er zieht, entspricht wahrscheinlich ca. drei Indern.

Das Hotel wird dennoch zielsicher erreicht. Dort weiß allerdings keiner von einer Buchung. Kein Problem. Ein Zimmer ist da. Viele ausländische Gäste haben die hier glaube ich nicht.

Das war es mit den Bergen und auch mit der Kälte. Bereits hier ist es angenehm kühl bzw. warm. Frieren ade.

 

Dienstag, 28.01.2014, Siliguri – Barhampere

Heute soll es nach Barhampere gehen. Der Neuseeländer hat mir ein paar Tipps gegeben. Und die Strecke bis Kalkutta ist zu lange für eine Busfahrt am Tage. Zudem möchte ich ein Bahnerlebnis in Indien haben. Und ich werde es bekommen.

Früh geht es an den Bahnhof. Am Fahrkartenschalter sagt man mir dass es nur das so-und-so Ticket gibt. Kein Problem, Hauptsache weiterkommen und frage mich noch, warum überall im Internet steht, dass das Ticket besorgen in Indien so schwierig ist.

Bis zur Abfahrt habe ich über vier Stunden Aufenthalt. Zurückfahren ins Hotel macht auch Keinen Sinn. Am Bahnhof bettelnde Kinder und Frauen sowie Menschen, die bei Beobachtung wie auch überall anders an solchen Plätzen keine Aufgabe haben. Sie warten nur darauf, dass jemand einen Fehler macht.

Kurz vor dem Hand ausrutschen bin ich als ein Typ mit einem ca. 15 cm langen Metallstäbchen und einer ebenso großen Pinzette auf mich zukommt und beide Geräte bereits in Richtung rechtes Ohr streckt. Der Service lautet „Ohren säubern“. Heute nicht, danke.

Selbstverständlich kommt der Zug mit Verspätung. Ich habe bis dahin ausreichend Zeit mir die Gleise anzuschauen und die Rattendichte zu messen. Sie liegt auf Basis der 25 Quadratmeter, die vor mir liegen, bei ca. einem Tier pro Quadratmeter. Ein paar sicherlich gut bezahlte Reiniger putzen das betonierte Gleisbett. Hier liegt alles was aus dem Zug fällt, vor allem wenn es keine Vakuumtoiletten gibt und der Zug endlich mal nicht wackelt. Vorher sind schon welche durchgegangen und haben verwertbares, meist Plastikflaschen, eingesammelt.

Dann kommt der Zug. Ich frage nach meinem Waggon. Als ich in den mir gezeigten einsteige meinen die in diesem Stehenden, dass das doch sicher der falsche wäre (ist an Gesichtsausdruck und Gestik deutlich zu erkennen). Ein Blick auf das Ticket ergibt dann allerdings bestätigende Blicke.

Ich bin in der dritten Klasse gelandet. Die Wagen sind ein wenig breiter als bei uns. Es gibt eine Art von offenen Abteilen, mit einer Pritsche oben und unten, dazu an der Seite noch mal Sitzmöglichkeiten. Die Menge an Menschen, die sich hier reinquetscht ist unglaublich. Auf den Pritschen sitzen drei bis vier Leute, jeweils oben und unten, dazwischen weitere auf dem Boden, an der Seite sitzen Leute und die Freiräume werden mit Menschen aufgefüllt. An der Decke hängen Ventilatoren, die nicht in Betrieb sind. Auf diesen werden Schuhe (die auf der oberen Pritschenetage ausgezogen werden) und Gepäck abgestellt.
Ich stehe im Eingangsbereich. Zum Einen weil ich dort mein Gepäck neben wir stehen lassen kann und zum Anderen der frischen Luft wegen. Platzangst würde ich wahrscheinlich kriegen, wenn ich im Wagen wäre. Mit mir stehen meist noch ca. 6 – 10 andere im Eingangsbereich.

Irgendwann spricht mich ein junger Student an, der gut Englisch kann. Ein wenig wird sich ausgetauscht, er fragt nach Bildern von Deutschland. Ein paar kann ich ihm auf dem IPhone zeigen.

Meist ist die Türe offen. Wenn nicht wird es schnell stickig und ein eigener Geruch breitet sich aus. Kein Gestank. Im Sommer müssen diese Wagen der Horror sein. In dem Wagenteil, der eine Wagenhälfte darstellt, sind irgendetwas zwischen 80 und 110 Leute. In den Bahnhöfen schieben sich zu aller Enge auch noch Verkäufer durch die Menge. Und bei der Abfahrt in den Bahnhöfen springen dann noch mal ein paar Leute auf und zwängen sich rein. So geht das jedes Mal. Erst spät abends wird es ein wenig besser. Wir reden hier auch von Geschäftsleuten mit Aktentasche in der Hand oder mit anderen Taschen, die auch mal zeitweise in meinem Gesicht geparkt werden.

Nachts haben auch die Schaffner bzw. Zugbegleiter Flinten umhängen. Ich sehe sie erst am Bahnhof. In unserem Waggon kam nie einer vorbei. Unterwegs hatte ich sie mal im Schein von Taschenlampen gesehen, als der Zug einen undefinierten Stopp auf freier Strecke gemacht hat. Bei dem Stopp liefen irgendwelche Menschen mit Taschenlampen um den Zug herum bzw. die Felder.

 

Halb auf meinen Füßen hockt einer, jeder muss über ihn drüber steigen. Ich glaube er schläft. Mein Gepäck ist mittlerweile in einem der Gepäcknetze – da flog es schnell hin als in einem der Bahnhöfe Platz war.

Die prognostizierte Fahrtdauer war ca. 3 bis 4 Stunden, nach über sieben Stunden kommen wir an. Bei der Ankunft vergewissern sich die Umstehenden, dass ich am richtigen Bahnhof aussteige. Ein junger Kerl, der auch aussteigt, fragt wo ich hin muss. Er verweist auf die Taxen am Bahnhofsvorplätzchen. Wir laufen gemeinsam an einem Unterstand für Motorräder vorbei, der abgeschlossen ist. Der Kerl gibt mir mit wenigen Worten englisch zu verstehen, dass ich warten soll. Er weckt den sichtlich begeisterten Wächter des Abstellplatzes, der auf dem Boden schläft.

Ich werde zum Hotel gefahren – mit einem Motorrad. Eine Fahrt durch das dunkle Barhampere, über Schotterstraßen und Schlaglöcher mit dem vollem Gepäck auf dem Motorrad. Ich muss zugeben, dass erfordert noch mal alle Kraft. Wir kommen an. Ich danke ihm herzlich.

Einmal im Leben und sicher nicht noch mal Bahnfahren 3. Klasse Indien. Aber ein unvergessliches Erlebnis. Die Dusche tut gut.

 

Mittwoch, 29.01.2014, Barhampere – Kalkutta

Die Fahrt gestern war zehrend. Morgens besteht überhaupt kein Bedarf an weiteren Abenteuern. Das Frühstück findet in der Lobby statt, normalerweise auf dem Zimmer, denn einen Frühstücksraum gibt es nicht.

Die Busse nach Kalkutta fahren wohl nur morgens. Ob es stimmt oder nicht, ich will heute nach Kalkutta. Eilig werden die Sachen geholt und das Haustaxi fährt mich zum Busbahnhof. Der Verkehr ist eine einzige stehende Stauschlange. Wir benutzen teilweise die Gegenspur.

Die Worte des Rezeptionisten noch im Ohr suche ich den „Luxury Bus“. Fehlanzeige. Wieder eine alte Schüssel. Schnell das Ticket am leeren Schalter für 100 Rupee (ca. 1,20 €) kaufen. Ich gehe noch mal aus dem Bus, um Wasser zu kaufen. Jemand winkt ich solle schnell in den Bus – während er schon rollt springe ich rein.

Luxus ist die Aussicht. Vorderste Reihe, hinter der Fahrerkabine mit weiteren Insassen. Neben mir ein alter Mann, der, ich denke nüchtern, auf mich einredet. „No Hindi“ ist meine Antwort und grinse. Er auch.

Und dann nehmen wir wieder teil. Auch wieder ein Fahrer der Spitzenklasse. Völlig krankhafte Fahrweise. Die Fahrradfahrer weichen von alleine. Mit der Hupe wird hier so verfahren, dass sie streckenweise einfach nur noch kurz losgelassen wird. Und ja, sie ist laut und schrill. Teilweise existiert schon eine fertige zweispurige Bundestrasse, sonst wird diese gerade an den meisten Stellen gebaut.

In einer Kleinstadt unterwegs biegt ein Ochsenkarren auf die Hauptstraße, hoch beladen mit ca. 8 – 10 m langen und dicken, frisch gefällten Bambusstangen. Ein Gefährt aus alten Tagen. Ca. 1,20 m große Holzräder, zwei mächtige Wasserbüffel und ein stolzer, kräftiger Inder als Lenker. Es ist eine kurze Oase der Ruhe. Der Verkehr passt sich dem Ochsenkarren an. Keiner hupt. Ich denke es ist die Ehrfurcht vor dem Karrenlenker, der sonst mit einer der Bambusstangen jeden züchtigen würde, der seine Ochsen durch Gehupe wild macht.

Zum Mittagessen an der “ Raststätte“ gibt es für mich heute Chips und Bananen.

Vor allem Lkw und Busse stellen den Hauptanteil auf den Strassen dar. Dazwischen Pickups, überladene Jeeps und paar Traktoren. Aufgefüllt wird der verbleibende Freiraum mit Motorrädern. Und Fahrrädern aller Art.

Unterwegs schiebt sich ein Feuerwehrwagen durch den Gegenverkehr. Die Sirene ist erst sehr spät zu hören. Beim Vorbeifahren wird auch klar, warum der eine im Fahrerhaus so aufgeregt mit seinem Arm hin und her winkt. Er bimmelt eine Glocke. Somit sind die Feuerwehrmänner schon richtig parallelisiert wenn sie am Einsatzort eintreffen.
Nachmittags erreichen wir nach gut sechs Stunden Fahrt den Busbahnhof von Kalkutta. Auch diese Fahrt ist überlebt.

Das sonst herrschende Problem zu vieler aufdringlicher Taxifahrer herrscht hier in umgekehrter Weise. Es gibt zwar viele Taxen, aber die stehen irgendwie nur rum, sind ohne Fahrer. Ich finde eines was Lust hat Geld zu verdienen. Dem Fahrer und dem Taxihelfer zeige ich wo ich hin will. Alles klar. Es geht los. Die offline Karte hilft mir anzuzeigen wo ich bin.

Plötzlich hält der Fahrer und spricht einen jungen Typen am Strassenrand an. Der wiederum fragt mich dann wo ich hin will. So viel zum Thema alles klar wo es hingeht. Er muss in die selbe Richtung und fragt ob er mitfahren darf. Klar. Techniker für Flugzeuge bei der Army.

Das Hotel ist erreicht. Zwei Tage an einem Ort gibt die Möglichkeit zum Heimisch werden, zum Ausbreiten im Zimmer.

 

Donnerstag, 30.01.2014, Kalkutta

Stadtrundgang ist angesagt. Auf den Straßen sind grundsätzlich ca. 70 bis 80% Männer zu sehen.

Die Straßen heute sind völlig überfüllt. Mit der Zeit bekomme ich auch heraus warum. Ein Parteitag der TMYC Partei wird heute durchgeführt. In der Zeitung steht„„Traffic Trauma“ likely to continue till the evening“. Trauma beschreibt es – es funktioniert nichts mehr in der Innenstadt. Überall volle Busse, Lkw und jede Menge Menschen auf der Straße. Es sind laut Zeitung über 20 Lakh (1 Lakh = 100.000), das wären 2 Millionen Menschen in der Stadt, die sich alle auf dem „Brigade Parade Grounds“ treffen. Ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht 200.000 waren.

Übertragen auf Deutschland ist das ungefähr so: Parteitag der CSU in Bayern, bei Europcar werden Kleinlastwagen gemietet, die dann mit Parteianhängern voll gestopft werden. Alle fahren zur Theresienwiese, von der lauthals schlecht abgestimmte Lautsprecher dröhnen und in der gesamten Münchner Innenstadt funktioniert nichts mehr. Dazwischen Verkehrspolizisten, die in Tracht den Stau regelen.

 

Ich bin auf dem Weg zum Victoria Memorial, das der besondere Stolz der Stadt ist. Ein Ehrendenkmal, benannt nach der Königin Victoria (1819-1901). Die Fertigstellung erfolgte allerdings erst 1921.

Dort ist eine lange Schlange, in der sich die Inder ungefähr einreihig 250 m anstellen. Kein einziger Tourist. Ich habe eine Vermutung und gehe daher an den Eingang, vorbei an der Schlange und werde auch gleich rein gewunken. Und noch ein paar Besonderheiten eines ganz normalen Museumsbesuchs:

·      Kurz vor dem Eingang gibt es irgendwie Streitereien. Drei der Sicherheitsbeamte prügeln daher mit ca. einem Meter langen Holzknüppeln ungefragt in die Menge. Diese springt, teilweise lachend, auseinander. Scheint wohl nicht das erste Mal gewesen zu sein, eine Prügelattacke abbekommen zu haben.

·      Innen schieben sich die Besucher, außer den Ausländern, dann in einem atemberaubenden Tempo an den wirklich zahlreichen und interessanten Ausstellungsstücken bzw. Informationstafeln vorbei. Wenn es zu laut wird sorgt einer der Sicherheitsbeamten für Ruhe – mit der Trillerpfeife.

·      Irgendwo sitzen auch noch Militärs mit Flinten in der Gegend rum. Diese könnte man bei den Flinten durchaus fragen, wann denn die Vorstellung beginnt. Denn die Flinten sehen aus, als ob diese selbst gerade aus den Vitrinen genommen wurden.

·      Apropos Vitrinen – auf die Ausstellungsstücke ist irgendwo, meist gut sichtbar, eine Nummer mit weißer Farbe geschrieben. Es ist denke ich die Archivierungsnummer.

 

Das Museum verlassend werde ich wieder des Öfteren gefragt, ob man Fotos mit mir machen kann. Kein Problem. Nur an das Anfassen während des Fotografierens werde ich mich nicht gewöhnen.

 

Während ich durch die Stadt laufe löst sich die Parteiveranstaltung auf. Ich schiebe mich an den Bussen und Lkw vorbei und fotografiere hin und wieder. Gestern wurde ein lokaler Journalist verprügelt weil er überfüllte Autos fotografiert hat (Zeitung„The Telegraph“ vom 30.01.2014). Mich werden sie schon nicht verprügeln. Dafür gibt es immer wieder zu viele Menschen, die nett lächeln und von den Lkw und Bussen herunter grüssen. Und jede Menge new friends, „hello my friend“und so weiter. Auf einem der Busse sitzt dann noch eine Musik-Kombo, die mächtig Rabatz macht.

 

Ich erreiche mein Ziel – die Howrah Brücke. Die Hauptspannweite der 1943 eröffneten Brücke beträgt 457 Meter. Die meisten Träger kamen aus indischen Fabriken, nur die komplizierteren Bauteile wurden per Schiff aus England importiert. Drei Jahre nach der Inbetriebnahme kam eine Verkehrszählung zu dem Ergebnis, dass die Brücke täglich von 121.000 Fußgängern, 27.400 Fahrzeugen aller Art und ca. 3.000 Kühen überquert würde. Sie ist damit eine der meist frequentierten Brücken der Welt. Die Brücke überspannt einen Seitenarm des Ganges, den Hugli. Diese darf ich allerdings nicht fotografieren, wie mir ein gelangweilter Polizist mit dem Fingerzeig auf ein Metallschild, dass an der Brücke angebracht ist, zu Verstehen gibt. Das Schild wurde denke ich angebracht, als die Engländer die Brücke erstellt haben und diese noch strategischen Wert hatte.

Unterhalb der Brücke ist ein farbenfroher Blumenmarkt. Vor allem für diejenigen, die eine Opfergabe in die Fluten des Flüsse geben wollen. Dort wird auch wirklich gebadet. Vom Zuschauen bekommt man schon Magenkrämpfe bei der herrschenden Wasserqualität.

 

Der Weg durch die Stadt ist vielseitig. Überall Menschenmassen, prallvolle Linienbusse. Es ist laut, voll und oft stinkt es. Teilweise wird überall hingemacht. Viele Bilder müssen erst wieder aus dem Kopf. Aber es gibt auch Moderne, neue Läden, gut gekleidete Menschen. Nicht zu übersehen im Kontrast dazu die überall offensichtliche Armut – Pferde und Menschen, die unter Brücken hausen.

Dazu kommt ein krasser Verkehr, der doch irgendwie geregelt abläuft. Die Polizisten und deren Uniformen erinnern an Kolonialzeiten.

 

Ein großer Vorteil der Globalisierung zeigt sich bei Fedex, die praktischerweise am Ende der Straße in dem das Hotel ist, ein Büro haben. Man geht rein, es wird die Kundennummer geprüft und man versendet ein Paket. Warme Klamotten werden nach Singapur geschickt, zur Zwischenlagerung bei einem guten Freund. Empfohlen ist die Lagerung im Garten, das vertreibt Ungeziefer.

Als ich noch spät in der Lobby im Hotel sitze, da dort nur Internet verfügbar ist, breiten die Angestellten irgendwann Decken auf dem Boden aus. Die ersten legen sich auf diese und schlafen. Es ist somit auch Zeit für mich ins Bett zu gehen, da ich denen nicht den wenigen Schlaf rauben möchte. Der Weg nach Hause ist entweder zu weit, zu teuer oder zeitlich nicht machbar.

Schön ist noch, dass in der Wäsche, die ich zum Waschen gegeben habe, mit Kuli eine Markierung gemacht ist, welche Wäsche wem gehört. Hält garantiert noch weitere Waschgänge… Richtig sauber ist sie dafür nicht. Dies könnte an der Wäscherei liegen. Eine davon habe ich gesehen. Zwei Straßen weiter. Gebügelt wird auf dem Gehweg. Ganz überraschend, dass der Schmutzton somit nur eine Graustufe geringer geworden ist.

Zu bemerken ist noch, dass Inder ganz gerne mal schnell und lauthals streiten – dies fällt auf der Straße auf, aber auch im Jeep und in der Bahn. Gleichermaßen lachen sie auch viel und haben viel Spaß miteinander.

 

Wetter: tagsüber ca. 28° C, sonnig

 

Freitag, 31.01.2014, Kalkutta

Der Begriff ranzige Butter wird beim Frühstück mit einem Geruch hinterlegt. Daher Marmelade pur auf dem Toast.

Der letzte Tag in Indien soll noch mal mit einigen touristischen highlights der Stadt ausgestattet werden.

Als erstes besuche ich den Kali Temple. Ein wichtiger Hindu-Temple etwas südlich von meinem Hotel gelegen. Dieser ist sehr enttäuschend. Noch dazu kommt, dass eine Bande von richtigen Anfängern versucht einem irgendwie Geld zu entlocken. Nicht nur, dass es sehr ausführlich im Internet beschrieben ist. Nein, sie tragen auch noch derart auffällige Kleidung und verhalten sich wie eine Horde aufgescheuchter Hühner. Man weiß hier gar nicht so recht wem man trauen soll. Am Eingang des Tempels sitzen gelangweilte Soldaten. Ich verlasse den Ort schnell wieder und schnappe mir ein Taxi zum New market, Beiname „trash market“. Nebenan befindet sich der alte Markt. Völlig skurril anmutend ist die alte, halb zerfallene Halle für den Fleischverkauf. Hier stehen Ziegen, dicht an dicht und immer zu zweit aneinander gebunden, neben frisch Gehacktem. Die Rattendichte beträgt hier teilweise mehr als fünf pro Quadratmeter und diese führen ein geselliges Leben neben Hunden und Katzen. Wohlgemerkt befinden wir uns im Fleischmarkt. Irgendwo schlafen auch hier immer Leute, wahrscheinlich wohnen diese in dieser Gammelhalle.

 

Ein wenig durch die Stadt schlendernd finde ich ein Stück Moderne und lasse mich in einer Oase der Ruhe mit dem Angebot von guten Gebäck in Form einer Bäckerei nieder.

Da die Dame von FEDEX fünfzehnmal angerufen hat besuche ich sie noch mal und rette dadurch ihr Wochenende. Die Versenderadresse muss unbedingt meine Hoteladresse sein. Auch gut. Sie gibt mir noch jede Menge gute Wünsche mit auf den Weg. Ihr Blutdruck erreicht wieder Normalniveau.

 

Dann verlasse ich die Stadt. Ein wenig froh muss ich sagen. Es ist einfach krass hier. Die Fahrt zum Flughafen erfolgt mit dem Taxi. Trotz abgemachten Preis tauchen auch hier plötzlich wieder irgendwelche Gebühren auf. Nicht viel, aber es nervt. Man hat den Eindruck überall auf den Arm genommen zu werden, auch die letzten Tage.

Am Flughafen dann noch ein paar Sicherheitsbeamte, vielleicht waren es auch Soldaten, der besonderen Klasse. Eintritt in den Flughafen nur mit ausgedrucktem Ticket. E-ticket, gerade erst gestern erfunden, ist ihnen noch nicht bekannt. Ohne Ticket kann man erst drei Stunden vor Abflug rein. Da ich nicht weiß wie chaotisch es an dem Flughafen hier abgeht bin ich mal sehr früh vor Abflug losgefahren. Der eine von den zwei Vollprofis schaut sich dann eine Liste nach der anderen an – man kann genau erkennen, dass er nichts erkennt. Wenigstens hält er die Liste richtig rum.

Ich suche einen Ausdruckdienst. Diesen gibt es zufälligerweise einen Stock tiefer, sogar sehr günstig. Mit dem Ticket und wortlos gehe ich dann an den Staatsdienern in die Halle. Dort ist kein Mensch.

Irgendwann folgt der Abflug gegen ein Uhr morgens.